Auch Lesungen gehörten zum „adventlichen Musizieren” in der St. Jakobuskirche — Spendenerlös für Wohnsitzlosenhilfe Weinheim.
Weinheim-Hohensachsen. „Letscht Johr war’s hier gschtopfte voll”, erinnert sich eine Besucherin, als sie mit zwei anderen Frauen die St. Jakobuskirche in Hohensachsen betritt. Das adventliche Musizieren beginnt erst in einer Viertelstunde, die drei bekommen noch Plätze weiter vorne. Mit dem Glockenläuten um 18 Uhr sind dann auch die hinteren Bankreihen gut gefüllt.
Seit sechs Jahren geben der Katholische Kirchenchor unter Leitung von Renata Bueno-Tavares, die Familienband von St. Jakobus und der Blockflötenkreis der Evangelischen Kirchengemeinde zur Adventszeit ein gemeinsames Benefizkonzert. Die Chorleiterin holt bei der Gelegenheit gern ihren Jugendchor „Capriccioso” aus dem hessischen Riedstadt/Wolfskehlen nach Hohensachsen. Gefühlvoll interpretieren sie die zeitgenössische Komposition „Vois sur ton chemin”, sind zum Auftakt dem Kirchenchor beim Klassiker „Maria durch den Dornwald ging” eine Stütze.
„Ich wünsche Ihnen eine besinnliche. Stunde, bitte applaudieren Sie erst am Schluss”, so Andrea Jemmings in ihrer Begrüßung. Die Vorsitzende des Kirchenchors ermuntert das Publikum außerdem, bei den Gemeindeliedern mitzusingen. Es geht unter anderem um die Titel „Licht bricht durch die Dunkelheit” und „Durch das Dunkel hindurch”. Die Familienband gibt Ton und Takt vor, sorgt für die musikalische Begleitung.
Von der Empore der kleinen Barockkirche ist mehrstimmiger Flötenklang zu hören. Die Mitglieder des Blockflötenkreises haben unter Leitung von Ursula Naß „Nun kommt der Heiden Heiland” in den Versionen von Johann Sebastian Bach (1685-1750), Michael Praetorius (1571-1621) und Gerhard Braun (1932-2016) einstudiert. Der Kirchenchor verkündet „Gott hat mir längst einen Engel gesandt”, das Stück stammt von Thomas Gabriel, Jahrgang 1957.
Eine ganz besondere Botschaft steckt in „The Rose”, den Titel hat der Jugendchor im Repertoire. Ebenso das „Stille Nacht, Heilige Nacht”, das Weihnachtslied überhaupt, das gerade 200 Jahre alt wurde.
Zum Konzert gehören drei Lesungen, die Texte hat Roswitha Böhrnsen ausgesucht. Sie selbst liest einen, in dem es eingangs heißt: „Ach, schon wieder Advent? Im Lärm der Welt soll ich dich hören?” Später ist davon die Rede, dass der Stern von Bethlehem schief hängt. Kein Frieden in Sicht? Oder vielleicht doch?
Martin Schmitterer spricht über das, was dem Menschen von Gott anvertraut ist. Es sind keine stürmischen Naturgewalten, nicht Sommer und Winter, nicht Tag und Nacht, nicht der Wechsel von Ebbe und Flut, sondern die Sorge um die Schwachen: das schlafende Kind, der Einsame in seiner Sprachlosigkeit. Margitta Padberg übernimmt bei den Lesungen den Part vom Stern Gottes, dem man zur Adventszeit folgen sollte. Also nicht den vielen Sternchen, die einen zum Einkaufen ins Kaufhaus locken wollen.
Das Adventskonzert in der St. Jakobuskirche ist beim Publikum beliebt, auch wegen der Texte zur Musik. Der Erlös aus Spenden soll erstmals der Wohnsitzlosenhilfe Weinheim zugutekommen.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 24.12.2018
Text: Karin Katzenberger-Ruf
Foto: Dorn